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Marion

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Veröffentlicht am Mittwoch, den 15. November, 2000 - 18:55:   Beitrag editieren Schnellansicht Beitrag drucken    Beitrag verschieben (Nur für Moderatoren)

Der Drache und das Schaf
von
B. B. Götzmann


Es war einmal ein Drache, kein besonders großer oder schöner, nein ein ganz normaler blauer Drache eben.
Dieser Drache lebte in den Bergen und fristete dort bei eisigen Winden und in kahlen Landstrichen sein Leben.
Er war ein trauriger Drache, zwar noch jung, aber keine Träume waren ihm geblieben, selbst die Schafe, die er so geliebt und hier und da auf den Wiesen der Menschen gerissen hatte, schienen ihm nicht mehr zu schmecken.

Er war ein besonderer Drache, anders als die anderen Drachen. Es bereitete ihm keine Freude, Menschen zu erschrecken oder gar zu fressen, Dörfer anzuzünden und Schrecken zu verbreiten. Unser Drache sehnte sich nach Gesellschaft, nach Zuneigung, nach einem Traum, nach einem Freund.
Und so begab er sich eines kalten Herbsttages, vielleicht hatte er sich an diesem Tage besonders einsam gefühlt, auf den Weg einen solchen Freund zu finden.

Er flog durch die Lande und besuchte die anderen Drachen.

Doch niemand unter ihnen verstand seine Wünsche, seine Suche, viele Drachen kämpften sogar gegen ihn, weil sie um ihre Höhle fürchteten. Einmal wäre er beinahe von einem Feuerstrahl getroffen worden, als er einem großen schwarzen Drachen begegnete, nur mit Mühe konnte er ausweichen und die Flucht ergreifen. Oft aber wurde er einfach nur von den anderen Drachen ausgelacht und bekam gesagt, er solle lieber die Menschen erschrecken, Drachen bräuchten keine Freunde und dass er kein richtiger Drache wäre. Aber er war ein richtiger Drache, er konnte fliegen und Feuer speien, es bereitete ihm nur keine Freude Menschen damit zu erschrecken oder sie zu verletzen.

Eines Tages hatte der Drache alle Drachen aufgesucht, aber keiner darunter verstand ihn oder wollte sein Freund sein. Traurig machte er sich auf den Heimweg, erschreckte hier und da ein paar Menschen, vielleicht weil man ihm gesagt hatte, er müsse das tun, vielleicht aber auch, weil er dachte, es würde ihm dann besser gehen.
Das tat es aber keineswegs, nein als ob die anderen Drachen recht gehabt hätten, begann unser Drache an sich selbst zu zweifeln.

War er wirklich ein richtiger Drache ?

Eines Abends dann war er müde von der vielen Fliegerei und landete auf einer Lichtung in einem großen Wald, um sich auszuruhen. Er wollte ein Feuer machen um sich zu wärmen und hatte schon Reisig und Holz zusammengetragen. Als er es dann aber mit seinem Atem entzünden wollte, gab es nur eine große Staubwolke, und der Drache weinte bitterlich. Jetzt konnte er nicht einmal mehr Feuer speien - er war kein richtiger Drache, war es vielleicht nie gewesen.

Plötzlich bekam er Angst nicht einmal mehr fliegen zu können und auf ewig gefangen zu sein in diesem Wald, der jetzt ganz düster und angsteinflößend war.

Ja, unser Drache fürchtete sich in diesem Wald, ganz alleine, vor sich selbst.
Als er dann Schritte hörte, konnte er sich nicht einmal mehr bewegen, völlig erstarrt lag er da und zitterte und traute sich nicht seine Augen zu öffnen und in die Richtung zu schauen aus der plötzlich eine Stimme zu ihm sprach:

"Na, wen haben wir denn hier.....? Keine Sorge, ich will Dir nichts tun....Du brauchst keine Angst vor mir zu haben!"

Und der Drache sprach: "Ich habe keine Angst, ich bin ein Drache!"

"Und weshalb zitterst Du dann?", antwortete die Stimme "....wenn Du zitterst, weil Du frierst, wieso machst Du Dir kein Feuer?"

Aber unseren Drachen hatte der Mut verlassen und er ergab sich: "Weil ich nicht kann - weil ich kein richtiger Drache bin."

"Schau mich an", sagte die Stimme und der Drache gehorchte "Schau mich an, ich helfe Dir ein richtiger Drache zu werden, wenn Du mir hilfst..." und die Gestalt, ein alter, dürrer Mann, der dennoch schön und kraftvoll war, murmelte ein paar Worte und deutete mit seinem Stab auf den Drachen.

Plötzlich fühlte sich der Drache viel kräftiger und schöner, als er je gewesen war und stand auf.
"Was habt ihr mit mir getan?", sprach der Drache und richtete sich zu seiner vollen Größe auf:

"Wer seid ihr?".

"Ich bin ein mächtiger Zauberer und habe Euch auf den Weg gebracht ein richtiger Drache zu werden, doch jetzt müsst ihr mir helfen oder ich werde meinen Zauber, wieder von Euch nehmen."

"Ich werde Euch helfen!" entgegnete der Drache, gleichwohl selbstbewusst, wie auch ängstlich.

Von nun an zogen der Drache und der Zauberer gemeinsam durch die Lande. Der Zauberer verhalf dem Drachen immer wieder zu seinen Kräften, durch einen Zauberspruch hier und eine Tinktur dort, und der Drache musste im Gegenzug, die Menschen in Angst und Schrecken versetzen, ihre Dörfer verwüsten und Ernten zerstören, es sei denn, diese zollten dem Zauberer Tribut.

Zwei Jahre verstrichen und der Zauberer und der Drache wurden überall gefürchtet und gehasst.
Drachentöter wurden ausgesandt und oft überlebte der Drache nur mit Hilfe der Magie des Zauberers, die ihn wieder und wieder zusammenflickte.

Sogar die anderen Drachen, die ihn früher verspottet hatten, fürchteten ihn, als den Drachen aller Drachen und selbst der große schwarze Drache, verneigte sein Haupt vor ihm.
Unser Drache aber fühlte sich niemals wieder so gut, wie bei der ersten Begegnung mit dem Zauberer und eigentlich hatte er einen Freund gesucht, aber nur Feinde gefunden. Die vielen Schlachten hatten deutliche Spuren hinterlassen, an seinem Körper, in seiner Seele.

An einem schönen Sommertag landete er auf einer großen Wiese, in der Nähe eines Dorfes, dass er eigentlich zerstören sollte. Aber er hatte die ganze Woche Dörfer zerstört und Menschen gefressen, dass ihm schon ganz schlecht davon war.

Gerade als er sich ins Gras gelegt hatte, lief ein Mädchen den Hang hinauf und pflückte Blumen.
Sie blickte den Drachen an und lächelte. Der Drache kniff sich und rieb seine Augen, als ob er geträumt habe.

Aber das Mädchen war da, lief auf ihn zu, grüßte ihn freundlich und bat ihn doch ein wenig auf die Seite zu rutschen, da er sonst die schönen Blumen zerdrücken würde. Der Drache war ganz entsetzt, welches Vertrauen das Mädchen ihm entgegenbrachte und folgte ihrer Bitte.

Er hätte sie einfach fressen können, so nah wie sie ihm gekommen war, aber er tat es nicht.
Das Mädchen bedankte sich und machte sich an die Arbeit die halb zerdrückten Blumen aufzurichten oder zu pflücken. Unserem Drachen schossen Tränen in die Augen und er flog hastig davon.

Von da an verging kein Tag, an dem der Drache nicht an das Mädchen gedacht hätte und oft flog er an die Stelle zurück und beobachtete sie aus einem sicheren Versteck heraus. Auch hörte der Drache nicht mehr auf den Zauberer und zu dessen Verwunderung konnte der Drache, auch ohne seine Magie fliegen, und sicher auch Feuer speien, dachte der Zauberer.

Und so beschloss er, dem Drachen zu folgen und sein Geheimnis zu lüften.
Für den heutigen Tag hatte sich der Drache vorgenommen das Mädchen anzusprechen, und ihr nicht bloß aus seinem Versteck zuzuschauen und so machte er sich auf den Weg. Auf der Wiese angekommen legte er sich an die Stelle, an der er bei ihrer ersten Begegnung gelegen hatte, wohl darauf bedacht keine Blumen platt zu drücken, und wartete.
Gegen Mittag endlich erschien das Mädchen:

"Hallo mein Drache" rief sie und eilte ihm entgegen. Der Drache erstaunt, wie am ersten Tag fragte sie warum sie keine Angst vor ihm habe, immerhin sei er ein Drache.

"Aber ein besonderer - nicht wie all die anderen Drache" sagte sie.

"Ja" entgegnete ihr der Drache "aber auch kein besserer".

Darauf blickte das Mädchen ihm tief in die Augen und lächelte.

Plötzlich sprang der Zauberer hinter einem Busch hervor und schrie: "Das also ist Dein Geheimnis Drache! Du sollst noch viel Freude daran haben" und mit diesen Worten schwang er seinen Stab, deutete auf das Mädchen und im nächsten Moment, verwandelte dieses sich in ein Schaf. Wütend riss der Drache sein riesiges Maul auf und ein gewaltiger Feuerstrahl versenkte die Erde, an der Stelle, an der, der Zauberer eben noch gestanden hatte, aber dieser war bereits verschwunden. Und nur seine gellende Stimme war über dem gesamten Tal zu vernehmen:

"Du hast unsere Abmachung verletzt, ich habe Dich gelehrt ein richtiger Drache zu sein. Das Drache, ist der Preis für meine Dienste."

Dann war es still und der Drache betrachtete das Schaf, sah ihm in die Augen und er sah das Mädchen. Bevor ihre Tränen den Boden berührten, flog der Drache mit dem Schaf davon.

Viele Jahre zogen ins Land, in denen der Drache den Zauberer suchte und stets bemüht war einen Gegenzauber zu finden. Es wurde seine Bestimmung, dieses Mädchen zu retten, aber niemand konnte oder wollte ihm helfen.

Bis er eines Tages einer Hexe begegnete, die ihm zwar nicht helfen konnte ihn aber mit den Worten entließ:

"Niemand auf der Welt besitzt die Magie Deinem Mädchen zu helfen, denn diese Magie besitzt einzig und allein Du!". Der Drache rätselte lange, was diese Magie sein könnte, was er zu tun hätte. Er war so damit beschäftigt, dass er nur noch selten Zeit fand sich mit dem Schaf zu beschäftigen und immer seltener in seine Augen sah.

Traurig und verbittert gab er schließlich auf, er war krank geworden, die vielen Wunden , die er einst erlitten hatte schmerzten und zerrten an seinen Kräften.

Als der Frühling kam, wusste der Drache, dass ihm nur noch ein Sommer bleiben würde und er wusste, dass er diesen mit dem Schaf verbringen wollte.
So suchte er eine schöne Höhle für sich und sein Schaf, an einem Fluss, mit einer saftigen, großen Wiese.

Die beiden spielten oder lagen in der Sonne oder schauten sich stundenlang einfach nur in die Augen.

Es sollte die schönste Zeit ihres Lebens werden, sie waren glücklich der Drache und das Schaf, und wurden Freunde.

Als der Winter kam, zog sich der Drache in die Höhle zurück, um zu sterben. Er war sehr schwach geworden, aber glücklich, denn das Schaf war an seiner Seite.

Dann geschah das Unerwartete:
Plötzlich verwandelte sich das Schaf in das Mädchen zurück und blickte den Drachen an.
Der Drache fragte, was geschehen war, warum sie sich jetzt zurückverwandelt hatte, und das Mädchen antwortete:

"Weil Du mich geliebt hast, obwohl ich ein Schaf war."

Und das Mädchen hielt die Pfote des Drachen, und der Drache hielt die Hand des Mädchens und lächelte.

Dann verließ das Mädchen die Höhle und machte sich auf den Heimweg, den Drachen in ihrem Herzen.

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