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Reaktionen, die Fortzetzung:




Werner Schaliweg
aus Emmering, 28. August 2000:


Ich selbst nehme so oft wie möglich meinen 12-Jährigen Neffen mit zum Angeln. Der hatte es kaum ausgehalten, bis er 10 Jahre wurde, damit er endlich angeln gehen konnte. Vorher hatte seine Mutter alle Hände voll zu tun, damit er nicht schwarz fischte. Es ist immer ein tolles Erlebnis, wenn wir an unsere Gewässer zum Angeln fahren. In unserem Verein, wo wir beide Mitglied sind, hat es sich schon lange herumgesprochen, dass der Werner immer Jugendliche und Heranwachsende zum Angeln mitnimmt. Es macht mir viel Spaß, den Junganglern das richtige und saubere Angeln und die anschließende Verwertung des Fanges zu erklären.
Die haben auch viel Spaß, weil wir ein richtiger lustiger Haufen sind. Da kann es schon mal sein, dass ich dann am Samstag um 6 Uhr in der Früh einen Anruf bekomme und einer fragt, ob ich nicht mit ihm zum Angeln fahren kann - ohne, dass wir uns vorher verabredet hätten und ich eigentlich ausschlafen wollte.
Bei uns im Verein ,,D' Wörthseefischer" haben wir folgende Regelung: Jugendliche Mitglieder ohne Fischereischeinprüfung dürfen nur in Begleitung eines erwachsenen Vollmitgliedes angeln. Erst wenn sie die Fischereischeinprüfung erfolgreich absolviert haben, dürfen sie alleine angeln. An unseren Gewässern wird das auch sehr stark kontrolliert - entweder seitens des Vereins oder durch staatliche Fischereiaufseher. Da benimmt man sich von vornherein, so wie es Satzung und Gesetze erfordern. Und das zeigt auch positive Wirkung bei den Jugendlichen.
Man glaubt es kaum, es gibt ja Kinder, die können nicht einmal einen Raben von einer Taube unterscheiden oder einen Karpfen von einer Forelle. Die Kinder, die oft in der Natur draußen sind, sind oft bessere Beobachter als wir Erwachsenen. Sie entdecken Tiere oft schon viel früher als unsereins und sind dann froh, wenn wir erklären können, was das für Tiere sind. Mein zweiter Neffe hat zwar keine Lust zum Angeln, aber er ist dafür begeisterter Insektensammler und so ebenfalls ein eifriger Naturbeobachter wie sein angelnder älterer Bruder.
Nach meiner Beobachtung sind Kinder, die sich viel in der Natur aufhalten, viel einsichtiger und verständnisvoller für Alltagsprobleme als ihre Altersgefährten, die nur noch vor dem Monitor sitzen. Es ist schade, dass schon viele Kinder nicht mehr wissen, wie schön es draußen ist. Oft liegt es an den Eltern, die selbst nicht hinaus gehen und zu Hause versauern. Wäre es so, würden manche Kinder auch nicht auf dumme Gedanken kommen. Speziell die angelnden Kinder und Jugendlichen entwickeln einen richtigen Instinkt für den Fisch.
Ich will aber auch eine negative Beobachtung nicht verschweigen. Meine Frau und ich fahren schon seit ein paar Jahren auf die Insel Usedom. Sie ist für mich auch ein Angelparadies. Am Anlegesteg des Achterwassers nahe Zinnowjtz sah ich zwei ca. 12- bis 13-jährige Kinder, ein Junge und ein Mädchen, angeln. Sie fischten mit Wurm auf Grund und hatten dazu zwei zusammengeflickte Teleskopruten in der Hand. Als sich das Fahrgastschiff zum Anlegen näherte, zog der Junge die Angel herein und hatte just in dem Moment einen Biss. Er kurbelte einen ca. 27 cm langen Barsch aus dem Wasser ohne ihn zu keschern und hielt das zappelnde Tier vor den Zuschauern auf dem Schiff in die Höhe. Die Aufforderung des Mädchens ihn abzuködern beantwortete er mit den Worten: ,,Ich kann das doch nicht, der ist so glitschig, mach du es." Aber sie wollte auch nicht. Inzwischen standen um die beiden schon einige Passagiere herum. Ich reagierte schnell und half den beiden, den Fisch richtig abzuschlagen.
Es stellte sich heraus, dass die beiden weder einen Totschläger noch ein Messer bei sich hatten, um das Tier waidgerecht zu töten. Ich unterhielt mich dann mit der beiden ,,Junganglern" und fragte sie, ob sie denn das Angeln nicht zum Beispiel vom Vater gelernt hätten und warum sie nicht wüssten, wie man einen Fisch tierschutzgerecht tötet. Fehlanzeige. Ich holte mein Angelzeug aus dem Auto und zeigte ihnen die wichtigsten Handgriffe.
Ein Schiffsgast beobachtete die ganze Szene sehr kritisch, und wir beide führten dann noch eine fachliche Diskussion. Schließlich stellte sich heraus, dass die beiden Kinder weder eine Angelberechtigung noch einen Jugendfischereischein besaßen.
Nun stelle man sich vor, dieser Herr wäre rein zufällig ein eingefleischter Tierschützer gewesen. Was hätte er wohl für Argumente zugunsten des Tierschutzbundes. Dann brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn sie Druck auf die Angelverbände machen.
Ich bin dafür, dass die Kinder so früh wie möglich das Angeln erlernen, denn Angeln ist eines der schönsten Hobbys auf dieser Erde.


Gerald Geist
Vorsitzender der ,,Angelfreunde Krossinsee e.V.", Berlin-Treptow, 30. August 2000:


Wir waren entsetzt, dass sich der Deutsche Tierschutzbund erdreistet, die Kinder auf die Straße zu treiben, anstatt diese von dort wegzuholen. Alle Sportfreunde, die ich bei der Unterschriftenaktion unseres Verbandes daraufhin ansprach, haben spontan unterschrieben.
Am 19. August hatten wir in Wernsdorf unser Dorffest, an dem sich auch unser Verein aktiv beteiligte. Wir hatten die Erlaubnis, Kinder zum Probeangeln einzuladen. Am nächsten Tag kamen 14 Kinder mit ihren Angeln, keiner hatte einen Jugendfischereischein Wir haben diese Kinder danach wieder zu uns eingeladen, um mit ihnen ein paar Lehrstunden durchzuführen und sie zu überzeugen, den Jugendfischereischein zu erwerben.
Wir müssen in der Öffentlichkeit noch viel mehr tun, um für das Angeln zu werben, so wie wir es sehen. Auch im Biologieunterricht kann hier viel getan werden. Ein richtiger Weg wäre auch, dass die Bundesländer sich einigen, dass alle Kinder, die angeln möchten, Mitglied eines Vereins werden sollten, um hier das richtige und damit tierschutzgerechte Angeln zu erlernen.


Birgit Albrecht
aus Gardelegen, 1. September 2000:


Unser Sohn Michael zeigte schon als jüngeres Schulkind großes Interesse an Gewässern und den darin lebenden Tieren und Pflanzen. Da mein Mann und ich keine Angler sind und wir auch in keiner Weise ein unerlaubtes Angeln dulden, waren wir voller Freude, als in unserer Tageszeitung zur Fischerprüfung aufgerufen wurde. Michael hatte fast das 14. Lebensjahr vollendet, so dass er den Fischereischein nach bestandener Prüfung für 5 Jahre erhielt.
Wir sind darüber froh und stolz, denn diese Prüfung ist nicht einfach. Viel helfen konnten wir beim Vorbereiten nicht, weil wir Laien sind, und geeignete Literatur gibt es auch nicht viel, um sich auf eine derartige Prüfung vorzubereiten.
Die erste Hürde war also genommen. Mit viel Spaß und viel Vorfreude kauften wir die erste Angel samt Zubehör. Die ganze Verwandtschaft nahm daran Anteil und so kam Michael noch zu ein paar tollen ,,alten Angelruten." Zu einem früheren Zeitpunkt schon hatte ich mich erkundigt, welche Angelvereine in unserer Umgebung zu finden sind und machte leider schlechte Erfahrungen. Niemand wollte unser Kind in einen Verein aufnehmen. Man machte mir sinngemäß deutlich, dass man sich in der heutigen zeit doch nicht mit diesen Kindern belasten wolle. Wir waren entsetzt. Pauschal wurden alle Kinder abgelehnt. Ich bot an, persönlich mit Michael vorstellig zu werden, damit die Vereinsmitglieder sich selbst ein Bild machen können. Es bestand kein Interesse. Von Bekannten erhielt ich einen Tipp, und wir hatten endlich einen Verein mit einem Herz für Kinder und Jugendliche gefunden - den Angelverein ,,Garley Bräu". Soweit es möglich ist, beziehen sie die Jungangler in das Vereinsleben mit ein, zum Beispiel beim Gemeinschaftsangeln, An- oder Abangeln oder der Säuberung eines Angelgewässers. Und wir sind ja auch noch da. Wir bringen Michael allein oder mit einem Angelfreund zu weiter entfernten Angelgewässern und freuen uns, wie intensiv er diese Vorhaben plant und vorbereitet. Ich finde, er hat viel gelernt, sich einiges abgeschaut und angelesen. Auch das Taschengeld wird sinnvoller angelegt als früher. Fachsimpeleinen mit erfahrenen Anglern helfen auch, und die Erfolge ließen nicht auf sich warten. Jeder massige Fisch wird ideenreich und lecker von mir zubereitet und wir schlemmen und freuen uns über den gelungenen Angelausflug. Wenn nichts gefangen wurde, folgen die Überlegungen, woran es gelegen haben könnte. Es gibt aber keinen Frust oder Ähnliches. Bei seinen Mitschülern löste Michael Begeisterung aus, als er beim Fach Hauswirtschaft selbstgefangene Forellen ,,Nach Müllerinnenart" für sich und seinen Freund zubereitete. Seine Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit haben sich im letzten Jahr verbessert, was ich ohne Frage dem Angeln zuschreibe. Wie Sie aus meinen Zeilen ersehen können, ist das Angeln für Kinder eine wichtige persönlichkeitsbildende Freizeitbeschäftigung, die wir voll unterstützen.
Michael verhält sich verantwortungsvoll. Das will schon etwas bedeuten, denn eigentlich ist er nicht einfach zu lenken, hat einen Pubertätsdickkopf und erkennt den Wert des schulischen Lernens noch immer nicht an. Aber daran, mit welchem Eifer er die Dinge angeht, die er liebt, knüpfen wir die Hoffnung, dass das Angeln ihn weiterhin so positiv prägt.
Auch deshalb sind wir der Meinung, dass Kinder und Jugendliche bei fachgerechter Ausbildung (Jugendfischereischein, Fischereischein) und unter Anleitung sehr wohl in der Lage sind, Fische tierschutzgerecht zu angeln und sie auch tierschutzgerecht zu hältern und zu töten. Die Tierschützer sollten die Angler darin unterstützen, dass nicht ohne Angelschein geangelt wird und dass die Gewässer nicht verschmutzt werden. Denn ein Angler, ob jung oder alt, hegt und pflegt seine Gewässer, beachtet den Tierschutz und entrichtet seine Gebühren.
Der Deutsche Tierschutzbund würde mit einer solchen von ihm vertretenen Regelung Gefahr laufen, auch eigenen Nachwuchs zu verlieren, denn nur, wenn von klein auf mit Tieren gelebt wird, lernt man sie zu lieben und zu schützen.
Hoffentlich konnte ich mit meinen Worten deutlich zum Ausdruck bringen, dass ich nichts davon halte, erst ab 16 Jahren das Angeln zu erlauben. Dann ist es nämlich viel zu spät, das Interesse zu wecken, denn das kindliche Interesse ist erloschen. Mit 16 Jahren haben die Jugendlichen viele andere Freizeitbeschäftigungen. Ob diese dann sinnvoll sind und die Familien und die Gesellschaft erfreuen, müsste hinterfragt werden.


Astrid Suchanek
aus Rohrdorf, 7. September 2000:


In der Zeitung habe ich gelesen, auf welch hervorragende Weise die Befürworter der gesetzlich sanktionierten Tierquälerei von Fischen sich bemühen, den sog. Angelsport an die Kinder heranzuführen.
Mangels anderer Argumente führen Vertreter Ihrer Zunft (man glaubt es nicht: ein leibhaftiger Pädagogikprofessor!) eine ,,erzieherische Bedeutung des Angelns" zu diesem Zwecke ins Feld, von anderen ,,Pädagogen" werden die Angler als ,,Menschen, bei denen seit langem die Vorzüge der Persönlichkeit besonders häufig anzutreffen sind", klassifiziert - was immer das für Vorzüge sein mögen, und: was für ein Satzbau, was für eine Aussage!
Wie, um Himmels willen, wollen wir normalen Menschen nur Persönlichkeiten mit Vorzügen ohne Angeln erziehen? Ausgerechnet Angeln (also das Quälen und Töten von Leben!) sei für Kinder ein erlebnis- und handlungsorientiertes Erziehungsprogramm" zur ,,Bereitschaft für naturverträgliches Handeln"! Ja, was hat Morden mit Naturverträglichkeit zu tun?! Und wie erziehen nur Leute ihre Kinder, die dieses sog. Erziehungsprogramm nicht anwenden? Welche Erlebnisse nur haben diese Kinder, und welche Handlungen führen sie um Gottes willen aus, wenn ihnen dieses ,,naturverträgliche" ,,Erziehungsmittel" Angeln vorenthalten wird?! Müssen uns nun die fürchterlichsten Gewissensbisse plagen, wenn wir Nichtangler unsere Kinder zur Achtung gegenüber unseren anderen Mitlebewesen, also auch den Fischen gegenüber, und zum Respekt gegenüber unserer Natur überhaupt erziehen?!! Wenn unseren Kindern die ,,Kurzweil mit Barschen" vorenthalten wird - womit verschaffen sie sich dann bloß ,,Kurzweil"?! Welche moralischen und pädagogischen Aspekte entgehen unseren Kindern durch unsere Erziehung zum moralischen Verhalten gegen Tiere und Menschen, wenn wir sie vom Angeln fernhalten?! Und sie lernen auch nicht das ,,Abschlagen" eines Fisches und auch nicht den ,,finalen Stich in die Brust" - was für ein Manko im Leben eines Kindes! Lernt es doch nicht den Umgang mit dem Messer als Mordinstrument! Wie nützlich könnte ihm doch der gewohnte Umgang damit sein, wenn es einmal Lust verspüren sollte, einen ,,finalen Stich in die Brust" gegen jemanden anderes als einen Fisch zu führen! Und noch ein Gesichtspunkt ist wichtig: Wer Fische quält und ermordet, gibt Geld aus. Was für ein Wirtschaftsfaktor - so sind die Angler auch noch die Wohltäter der Gesellschaft!
Also: Wenn Ihnen so viel am finalen Stich in die Brust liegt, der ja nun die Krönung der moralischen und pädagogischen Erziehung der Angelkinder darstellt: Vielleicht sollten Sie die Kids dahingehend lenken, ihn bei den erwachsenen und nachgezüchteten Anglern anzuwenden? Dann wäre der Moral doch in schöner Weise Genüge getan. Meinen Sie nicht?!


Simone und Romeo Petri
aus Brücken, 20. September 2000:


Mit Befremden haben wir den Offenen Brief zur Kenntnis genommen. Unser fast 13-jähriger Sohn Alexander ist ein aufgewecktes Kind, welches die 7. Klasse des Gymnasiums besucht. Er ist ein leidenschaftlicher Angler und setzt sich intensiv mit der Natur und seiner Heimat auseinander. Er geht sehr qualifiziert mit seinem Angelgerät um und misst seine gefangenen Fische genau nach. Beim geringsten Zweifel, ob der Fisch auch die vorgeschriebene Größe hat, wird er wieder in den See bzw. Fluss gesetzt. Weil unser Sohn ein so begeisterter Angler ist, haben wir auch in diesem Jahr unseren Urlaub wieder im Harz an zwei Seen verbracht. In Harzgerode holten wir uns die Angelgenehmigung. Während des Angelns erfolgte eine Kontrolle durch den zuständigen Vereins-vorsitzenden. Es war alles in Ordnung und unser begeisterter Sohn durfte weiterangeln.
Wir möchten dem Deutschen Tierschutzbund entschieden widersprechen, weil die Gefahr der Wildfischerei enorm zunehmen würde, wollte man Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren das Angeln verbieten. Wenn aber Kinder und Jugendliche in einem Verein organisiert sind, dafür Beiträge bezahlen, sich genau an die Satzung des Vereins und die gesetzlichen Bestimmungen halten, sind sie sehr wohl in der Lage, Fische tierschutzgerecht zu angeln, zu hältern und zu töten.


Vorstand des Angelvereins ,,Süd e.V." Wolmirstedt
5. Oktober 2000:


Es gibt nichts Schöneres als strahlende Kinderaugen, wenn Kinder ihren ersten Fisch gefangen haben. Wer so ein Ereignis miterleben durfte, kann sich glücklich schätzen, mit dabei gewesen zu sein. Des halb können wir nicht verstehen, dass dei Deutsche Tierschutzbund anstrebt. Angeln für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren zu verbieten. Vor dem Angeln muss sich doch jeder das notwendige Fachwissen aneignen. Durch die Mitgliedschaft in einem Verein erhält jeder die Möglichkeit, sein Wissen zu vervollkommnen. Wir sind der Meinung, dass beim Angeln das Wissen über die Natur durch die Natur vermittelt wird. Dies sollte man nicht durch Gesetze verbieten. Vielmehr sollte man sich Gedanken über eine Unterstützung der Kinder und Jugendlichen machen, um ihren Lernprozess zu fördern.
Denn was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.


Jörg Hoffmann
Vorsitzender des Angelvereins ,,Süd e.V." Wolmirstedt, 5. Oktober 2000:


Die Bemühungen des Deutschen Tierschutzbundes, Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren das Angeln zu verbieten, kann ich nicht nachvollziehen. Meiner Meinung nach ist die Ausübung des Angelsports nicht allein darin zu sehen einen Fisch tierschutzgerecht zu fangen und zu töten. Vielmehr ist es eine Möglichkeit der Freizeitgestaltung, um Wissen über die Natur zu erlangen und die Heimat praxisbezogen zu erleben. Der beste Lehrmeister ist die Natur.
Vor vier Jahren stand auch bei mir das Problem, dass mein damals siebenjähriger Sohn Angler werden wollte. Da wurde mir bewusst, dass auch ich seinerzeit diesen Wunsch an meinen Vater gerichtet hatte. Als mein Sohn mich fragte, hatte ich selbst noch keinen Fischereischein. Mit blieb nichts anderes übrig, als das erforderliche Fachwissen über Fisch, Natur, Umwelt und Rechtskunde zu erwerben und die Fischereischeinprüfung abzulegen. Nachdem ich dann Mitglied in einem Angelverein wurde, konnte ich den Wunsch meines Sohnes erfüllen. Durch gemeinsame Angelausflüge konnte ich ihm vieles über unsere Heimat, die Tier- und Pflanzenwelt zeigen, was durch Literatur und Filme so nicht vermittelt werden kann.
Mit acht Jahren absolvierte mein Sohn die Fischereischeinprüfung Er musste sich das gleiche Wissen wie ein Erwachsener aneignen, um die Prüfung zu bestehen.
Durch die Mitgliedschaft in unserem Verein lernen Kinder und Jugendliche auch den Umgang untereinander, in allen Altersklassen, ob Kind oder Rentner, was ansonsten in unserer Gesellschaft kaum noch möglich ist. Durch die aktive Einbeziehung der Jugendlichen in das Vereinsleben haben sie die Möglichkeit, sich frei zu entfalten, Wissen anzueignen, weiterzugeben sowie fair und solidarisch miteinander umzugehen.
Ich hoffe, dass mein Sohn später einmal mit seinem Sohn oder seiner Tochter angeln geht, wenn der Wunsch geäußert wird und dass er nicht sagen muss, der Deutsche Tierschutzbund hat ein Gesetz erwirkt, das Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren das Angeln verbietet, weil sie unwissend sind.


Ralf Pioch
Kinder- und Jugendwart im Angelverein ,,Südwest-Güterfelde e.V." Kienwerder, Mitglied im DAV seit 40 Jahren, 23. Oktober 2000:


Als ehrenamtlicher Kinder- und Jugendwart unseres Angelvereins ,,Südwest Güterfelde e.V." ist es mir ein Bedürfnis zugunsten der Kinder eine Lanze zu brechen. Aus meinen persönlichen Erfahrungen mit den Kindern und Jugendlichen, die wirklich ernsthaft am Angelsport interessiert sind, kann ich nur positive Eindrücke wiedergeben. Gerade die Jüngeren sind mit am eifrigsten dabei. Damit meine ich die Altersgruppe von 8 bis 14 Jahren. Bei den Jugendlichen zwischen 15 und 17 Jahren lässt das Interesse wieder etwas nach. Freundin, Disco, Moped oder die Kumpels sind nach meinen Befragungen der Grund. Ich will damit sagen, dass es wichtig ist, gerade den jüngeren Sportfreunden die Möglichkeit zu geben, das schöne und interessante Hobby Angeln ausüben zu können. In dem Alter sind sie noch voll begeisterungsfähig und auch lernwillig. Wenn der Deutsche Tierschutzbund anderer Meinung ist, dann soll er sich mal bei uns im Verein davon überzeugen, mit welcher Ernsthaftigkeit, Sachkenntnis und Liebe zur Natur die Kinder dabei sind. Wichtig ist, dass wir, die älteren und erfahrenen Angler, unsere Kenntnisse den Jüngeren mitteilen und sie anleiten. Aber ein Angelverbot für Kinder und Jugendliche wäre eine Entmündigung und ein Beweis dafür, dass der Deutsche Tierschutzbund kein Vertrauen in unsere Jugend setzt.
Ich habe selbst zwei Söhne, 12 und 20 Jahre, die mit der Angel groß geworden sind.
Es sind prächtige Jungs, verständnisvoll und diszipliniert, und ich habe keine Probleme mit ihnen. Viele Eltern von Kindern aus unserer Jugendgruppe sind froh und dankbar, dass ihre Sprösslinge im Angelsport ein schönes und sinnvolles Hobby gefunden haben. Mein Jüngster hat schon seinen eigenen Angelkahn, und viele seiner Klassenkameraden, die er mal zu einer Angeltour mitnahm, sind heute Vereinsmitglieder. So begeistert waren sie. Für meinen 12-jährigen Sohn würde eine Welt zusammenbrechen, wenn er seinem heißgeliebten Hobby nicht mehr nachgehen dürfte. Dann würde er es heimlich tun und andere Kinder sicher auch. Dadurch würden sie sich aber der Kontrolle der Eltern entziehen und das wäre eher negativ.
Man könnte darüber nachdenken, dass die Ausgabe des Jugendfischereischeins an die Kinder grundsätzlich erst dann erfolgt, wenn sie vorher über die Landesanglerverbände geschult und belehrt wurden. Ein gewisses Maß an Grundkenntnissen sollten sie schon beherrschen. Dann haben sie mehr Erfolg beim Angeln und die Schäden halten sich in Grenzen.


Wolfgang Apel
Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, LVZ 18/19. November 2000:


Um Kindern die Natur nahe zu bringen, gibt es sinnvollere Mittel als das Angeln. Natur- und Tierschutzvereine bieten verschiedene Möglichkeiten, die Natur zu erleben und Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Damit wird Respekt, Verantwortungsbewusstsein gegenüber Umwelt und Tieren Sowie die persönliche Reife gefördert, ohne Tiere zu beeinträchtigen oder zu töten.

Dass Fische beim Angelvorgang Schmerzen, Leiden und den Tod erfahren, wird übergangen, ebenso wie die Tatsache, dass Kinder mit dem tierschutzgerechtem Umgang und Töten von Fischen oft überfordert sind. Es ist ihnen nicht immer bewusst, wenn sie den Fischen Leiden zufügen. Oft scheuen sich Kinder, Fische zu töten und hältern sie in zu kleinen Eimern oder legen sie auf dem Boden ab.
Es geht nicht darum, Jugendlichen pauschal das Angeln zu verbieten. Zum Schutz der Fische muss aber zumindest das Angeln und Töten von Fischen mit der erforderlichen Kenntnis und Sorgfalt geschehen. Deshalb muss die Erlaubnis zum Angeln ausnahmslos an eine Schulung und Prüfung gebunden und darf Jugendlichen erst mit vollendetem 14. bis 16. Lebensjahr erlaubt werden.
Derzeit ist die Begleitung eines Erwachse nen vorgeschrieben Die kann indes nicht Schulung und Prüfung über das tierschonende Angeln ersetzen. Außerdem angeln oft Gruppen von Kindern mit nur einem Erwachsenen der den tierschutzgerechten Umgang und das tierschutzgerechte Töten der Fische nicht ausreichend überwachen kann.
Haustiere dürfen an Jugendliche erst ab dem vollendeten 16. Lebensjahr abgegeben werden. Es ist nicht nachvollziehbar warum 10 - Jährigen das Angeln und Töten von Fischen erlaubt sein soll.


Dr. Thomas Meinelt
Referent für Gewässerfragen und Naturschutz des DAV e.V., 23. November 2000:


Widerspruch zum Artikel von Herrn Apel
1. Angeln bereite den Fischen Schmerzen und Leiden.
2. Kinder sind unqualifiziert, überfordert und rücksichtslos der Kreatur Fisch gegenüber.
3. Betreuende Erwachsene sind mit der Betreuung der angelnden Kinder überfordert.
4. Wirbeltiere dürfen an Kinder unter dem 16. Lebensjahr nicht abgegeben werden (Tierschutzgesetz § 11 c).

Zu Beginn des Artikels wird mit sophistischen Methoden bewusst versucht, die durch den DAV in den letzten Wochen sachlich dargebrachte~ Argumente zum Kinderangeln zu verkehren. Dem Autor ist in folgendem Punkte zuzustimmen:
Angeln ist nicht das einzige Mittel, um Kinder an die Natur heranzuführen. Aber Kinder, die sich zum Angeln hingezogen fühlen, können über die sachkundige Anleitung von angelnden Erwachsenen mit der Natur vertraut gemacht und in den Umgang mit der Kreatur eingewiesen werden.
Die Bundesfreunde von den Naturfreunden den Deutschlands können dies ebenso beim Wandern, Bergsteigen oder beim Wassersport tun wie die Angler des DAV beim Angeln.
Kindern, die angeln wollen, kann man jedoch auf dem Wege des Angelns die Natur näher bringen. Nicht jedes Kind will angeln, jedoch sollte man die Kinder, die angeln wollen, bei der Hand nehmen und sie betreuend begleiten.
Mögliche Wege sind angelnde Verwandte Sportfreunde, Jugendgruppen und der den jetzt der Brandenburger Anglerverband beschreitet (Angelschule). Der Möglichkeiten bieten sich viele und es sind die Angler und nicht die Tierschützer, die dies tun. Es wäre Anarchie, den Kindern ein Hobby zu verbieten, welches sie dann ohne Aufsicht und Anleitung ausüben. Seit Hunderten, wenn nicht Tausenden von Jahren gehen Kinder angeln, nie taten sie dies qualifizierter und angeleiteter als heute!
Es ist nicht verständlich, warum ein Kind, das einen geangelten Fisch in der Hand hält, weniger Natur erlebt als eines, das den Vogel beobachtet oder durch den Wald reitet. Das Erlebnis kann intensiver sein und die Beobachtung von anderen Tieren und Naturereignissen ist beileibe nicht ausgeschlossen
Zu 1:
Der Verfasser des Schreibens missachtet bewusst die wissenschaftlichen Erkenntnisse, wonach die Fische beim Prozess des Angelns zwar Stress erleben, zu Empfindungen von Schmerzen und Leiden anatomisch-physiologisch aber nicht in der Lage sind. Hier ist wieder einer der unqualifizierten Versuche von Tierschützern zu sehen, mit Hilfe von aus dem Bauch heraus geäußerten Anthropomorphismen, Unwissende für ihre Zwecke zu ködern. Das Angeln von Fischen wird von diesem Personenkreis immer noch mit dem Quälen von Hunden und Katzen sowie dem Abstechen von Pferden gleichgesetzt. Dies ist falsch und wird bewusst falsch dargestellt, um Mitbürger zu verdummen!
Verdummte Menschen sind leichter für die eigenen Ziele zu missbrauchen, wie uns die Geschichte und auch das Leben lehren.
Zu 2:
Auch in diesem Punke missachtet Herr Apel bewusst wissenschaftliche Erkenntnisse und dünkt sich wissender als Pädagogen, welche sich zu diesem Thema qualifiziert äußerten (Pressekonferenz). Diese Erkenntnisse nicht achtend, wird den Kindern die Kompetenz zum Umgang mit der Kreatur abgesprochen. Kinder, selbst in jungen Jahren fühlen sich zum fachgerechten Umgang mit der Kreatur wohl in der Lage und konstatieren dies (Umfrage Grüne Woche).
Zu 3:
Auch wenn Kinder sehr lebendig sind, so entwickeln sie doch beim Angeln eine erstaunliche Geduld und Einfühlsamkeit. Dem betreuenden Erwachsenen so er mehrere Kinder beaufsichtigt, was beileibe selten vorkommt, wird eine dankbare Aufgabe und große Resonanz sowie Respekt durch die Kinder entgegengebracht. Wer nie in einer Jugendgruppe geangelt und diese Gemeinschaft erlebt hat, der sollte nicht den betreuenden Personen, deren Arbeit nicht hoch genug gewertet werden kann, die pädagogischen Qualitäten per se absprechen.
Zu 4:
Diese Aussage ist ein Paradeexempel für die Falschheit der selbsternannten Tierschützer. Noch vor wenigen Jahren war es den Kindern erlaubt, Fische in den Zoohandlungen zu erwerben und zu verkaufen. Allein auf die massive Intervention frömmelnder Tierschützer wurde den Kindern dieses Recht aberkannt und im Tierschutzgesetz verankert. Dieses selbstinduzierte Verbot jetzt als Argument gegen das Angeln der Kinder zu missbrauchen, zeigt die ganze Falschheit des Verfassers und seiner Kaste. Fürwahr, die meisten geangelten Fischen ergeht es besser als den meisten in Aquarien ,,gehaltenen" Fischen. Dort kontrollieren wenigstens verantwortungsvolle Erwachsene die Haltung der Kreaturen als Angler die Kinder beim Angeln. Der Vergleich ist, nach meinem Dafürhalten, deshalb unzulässig und als ein weiterer Versuch zu sehen, durch Sophismen die Öffentlichkeit zu verdummen.

Petri Heil


Andreas Koppetzki
Rehagen, 6. Dezember 2000:

Angeln ist aktive Auseinandersetzung mit der Natur


Als Vater zweier angelnder Kinder glaube ich im Namen vieler Brandenburger feststellen zu können, dass die Abgeordneten des Brandenburger Landtages eines der progressivsten Fischereigesetze der Bundesrepublik verabschiedet haben. Tatsächlich ist Brandenburg das einzige Bundesland, das Kindern ab dem achten Lebensjahr gestattet, einen Jugendfischereischein zu erwerben und somit, ohne auf die Begleitung eines volljährigen Anglers angewiesen zu sein, angeln gehen zu können. Neueste Untersuchungsergebni55~ belegen, dass Kinder mit Erreichen der Schulreife auch fähig und in der Lage sind, nach fachkundiger Anleitung erfahrener Angler mit allem nötigen Angelgerät ordentlich umzugehen, Fische aus dem Wasser zu ziehen, sie tierschutzgerecht zu töten oder bei Notwendigkeit diese schonend ins Wasser zurückzusetzen Diese Erkenntnisse decken sich mit den von mir gemachten Erfahrungen beim Einstieg meiner Kinder in ihre ,,Anglerlaufbahn" Angeln ist für Kinder und Jugendliche eine von vielen Möglichkeiten, sich mit der Natur aktiv auseinander zu setzen, um dadurch ihren Wert für sich zu erschließen. Natürlich werden die jungen Angler nicht unvorbereitet an die Gewässer gelassen. In Fortführung der Traditionen der Anglerschaft wird diese Vorbereitung in den Familien der Angler und in den Vereinen vorgenommen.
Die Einrichtung einer Anglerschule stellt dabei eine neue Qualität der Vorbereitung dar. Zu der Unterstellung, Angeln wäre kein praktizierter Tier- und Naturschutz, braucht man sich nicht zu äußern. Die unzähligen durch die Angler geleisteten gemeinnützigen Arbeitsstunden an den Gewässern des Landes zur Verbesserung und Erhaltung der Lebensbedingungen der einheimischen Fische sowie anderer Pflanzen und Tiere sprechen für sich.
Und ich gestehe, es ist mir lieber, wir sehen die Kinder in unseren Vereinen beim Angeln, statt ziellos durch die Straßen streifend, um sich dem Drogen- oder Gewaltrausch hinzugeben. Hoffnungsvoll stimmt mich, dass immer mehr politische Entscheidungsträger die Sachlage ähnlich einschätzen. Es ist durchaus legitim, angelnde Kinder mit dem kritischen Auge eines Erwachsenen zu sehen, man sollte aber fair und vorurteilsfrei mit ihnen umgehen.


Quelle: Auszug aus der Broschüre "Angeln ist für Kinder Natur- und Heimatkunde" des DAV,
vom Januar 2001.

Deutscher Anglerverband e. V.

Hier können Sie einige Briefe zum Thema lesen, Teil zwei:

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