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Michael
Zander
Benutzername: Michael

Nummer des Beitrags: 368
Registriert: 07-2001

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Veröffentlicht am Freitag, den 22. März, 2002 - 10:38:   

Hier die Pressemeldungen dazu:

Traunreuter Anzeiger, Freitag 15. März 2002

Regierung billigt Abschuss von 145 Kormoranen am Chiemsee
Halbierung der Kolonie genehmigt, „Um die fischereiwirtschaftlichen Schäden zu begrenzen“

Chiemsee. Für den Zeitraum von heutigem Freitag bis Samstag 1. April hat die Regierung von Oberbayern die Verkleinerung der Kormorankolonie a Chiemsee zugelassen. An den großen bayerischen Seen war bisIang der Abschuss der Kormorane nicht gestattet. Der Landesbund für Vogelschutz hat diese Entscheidung gestern heftig kritisiert (siehe eigener Bericht unten).
Laut der Pressemitteilung des Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen habe ein Gutachten der Fischereifachbehörden die Fischer am Chiemsee bestätigt, dass durch das Anwachsen der Kormoran-kolonie am Chiemsee erhebliche fischereiwirtschaftliche Schäden entstehen. Die Fischereifachbehörden rechnen mit bis zu 5OO Gramm Fisch pro Tag und Kormoran. Die Zahl der Brutpaare habe sich in den letzten fünf Jahren von 77 auf knapp 160 verdoppelt.
Angesichts der steigenden Zahl von Brutpaaren geht das Umweltministerium von einer stabilen Population in Bayern aus. Deutschlandweit gebe es inzwischen rund 18000 und euro-paweit rund 130000 Kormoranbrutpaare Eine Bestandsgefährdung dieser in Bayern seit den 80er Jahren als Brutvogel zugewanderten Vogelart liege daher nicht mehr vor.
Dementsprechend sei der Fischereigenossenschaft Chiemsee die Halbierung der Kolonie, das heißt der Abschuss von bis zu 145 einzelnen Vögeln gestattet worden, um die fischereiwirt-schaftlichen Schäden zu begren-zen. Die Reduzierung der Bestände dürfe aber nur unter vielfä1tigen, strengen Auflagen erfolgen. Um die Störungen an-derer heimischer Vogelarten im Naturschutzgebiet so gering wie möglich zu halten, ist die Genehmigung begrenzt auf acht Tage für jeweils drei Stunden. Der Zugang zur Kolonie darf nur vom See aus erfolgen. Mit diesen Auflagen soll sichergestellt werden, dass der Eingriff im Naturschutzgebiet so behut-sam wie möglich vonstatten geht. Mit dieser Entscheidung werde dem Antrag der Fischereigenossenschaft in Teilen gefolgt, so die Regierung. Berück-sichtigt werde dabei aber auch, dass der Kormoran den Schutzbestimmungen der EU-Vogelschutz-Richtlinie unterliege und das Mündungsgebiet der Tiroler Achen als Naturschutzgebiet, Ramsan-Gebiet und EU-FFH--Gebiet ausgewiesen ist.


Kritik an Stoiber und Schnappauf
Laut LBV Vogelmord am Chiemsee befohlen: „Staatsregierung missachtet Naturschutzrecht“
Chiemsee.
Gegen alle Fachargumente und naturschutzrechtlichen Bestimmungen habe die bayerische Staatsregierung dem Antrag der Fischereigenossenschaft stattgegeben, während der Brutzeit ab heutigem Freitag 145 Kormorane im naturschutzrechtlich am besten geschützten Gebiet Bayerns zu töten (siehe Bericht oben). Sie setze sich damit in eklatanter Weise über die Bestimmungen der EU-Vogelschutzrichtlinie hinweg, kritisierte der Landesbund für Vogelschutz (LBV) gestern in einer Pressemitteilung.
Der LBV kündigt darin weiter an, umgehend Beschwerde in Brüssel gegen dieses ,,unverant-wortliche Vorgehen" einzulegen. Der LBV hatte in einer ausführlichen Stellungnahme gegenüber der Regirung von Oberbayern dargelegt, dass die Zerstörung der Kormoran-Kolonie am Chiemsee und erhebliche ökologisch Schäden im Schutz-gebiet zu befürchten sind. Der Eingriff in eines der Gebiete Bayerns mit der höchsten Schutzkategorie (Ramsar, europäisches Vogelschutz-, FFH- und Naturschutzgebiet) sei unverantwortlich. Im vergangen Jahr wurde laut LBV aufgrund schwerwiegender fachlicher Bedenken, die insbesondere von obersten Naturschutzbeirat vor-gebracht wurden, auf das geplante Anstechen von Eiern verzichtet.
Die nun von der Staatsregierung getroffene Entscheidung – in diesem Fall ohne Einbeziehung des Naturschut6zbeirates – ist nach Auffassung des LBV mit EU-Recht nicht in Einklang zu bringen. „Hinzu kommt, dass nun Kleinkaliberwaffen mit Schalldämpfer zum Einsatz kommen sollen", heißt
Es in der Pressemitteilung. Dies würde einen klaren Verstoß gegen -das Bundesjagdgesetz und Bayrische Jagdgesetz darstellen.
Der LBV hat von einem Ma-thematiker errechnen lassen, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 96 Prozent nur noch 30 intakte Brutpaare übrigb1eiben, also nur etwa 20 Prozent der ursprünglichen Koloniegröße. „Ei-nen Eingriff dieser Auswirkung halten wir für völlig inakzeptabel, zumal die fachliche Begründung des Bescheides äußerst dürftig ist und nur seitens der für Fischerei zuständigen Behörden getragen wird“, so LBV-Sprecher Dr. Andreas von Lindeiner. Die Naturschutzbehörden hätten keine naturschutzfachliche Stellungnahme abgegeben, „ da wohl auch ihnen die Stellungnahme der Fischereibehörden zu wenig nachvollziehbar war“. Der LBV sieht mittlerweile den Wasservogelschutz in Bayern in ernster Gefahr. Zug um Zug würden die wichtigsten Wasservogelruhezonen Bayerns der Jagd oder der Vergrämung von Kormoranen geopfert. Neben dem Chiemsee seien auch schon der bayerische Teil des Bodensees, der Ammersee und die Osterseen stark be-einträchtigt worden. Erschwerend komme hinzu, dass eine mögliche Wiederbesiedlung des Achendeltas mit dem ersten Seeadlerpaar - Deutschlands Wappenvogel - durch die ge-planten Vorgänge in weite Ferne gerückt werde. „Die Staatsre-gierung muss sich fragen lassen, wie sie künftig den Vogelmord in Südeuropa anprangern will, wenn sie im eigenen Land nicht anders mit Tieren umgeht, so Dr. Lindeiner.


Kormoran-Abschuss:
Empörung bei den Grünen
München/Chiemsee.
Die Abschussgenehmigung für 145 Kormorane am Chiemsee (siehe eigener Bericht) hat bei den Landtags-Grü-nen Empörung ausgelöst. Sie sprachen von ,,rechts-widrigem Vogelmord" in ei-nem Gebiet, das europaweit den strengsten Schutzbestimmungen unterliege, und wollen die am heutigen Freitag beginnende Aktion mit einem Landtagsbeschluss in letzter Minute stoppen. Wie der Landesbund für -Vogelschutz (siehe eigener Bericht) vertreten die Grünen die Ansicht, dass der Abschuss gegen EU-Recht verstoße. Um den Kormoran streiten Fischer und Tierschützer in Bayern seit Jahren.
Die Grünen forderten die Staatsregierung auf, die Genehmigung sofort zu wider-rufen. ,,Hier wird der Na-turschutz mit Füßen getre-ten", sagte die umweltpoli-tische Sprecherin Ruth Paulig. Die Behörden ,,setzen sich über geltendes Recht hinweg", kritisierte die Landtagsabgeordnete. Der Naturschutzbeirat der Regierung von Oberbayern habe den Abschuss von Kormoranen ausdrücklich abgelehnt. Paulig kündigte einen Dringlichkeitsantrag im Landtag an, um die Ak-tion im letzten Moment doch noch zu stoppen.


Traunreuter Anzeiger, 18. März 2002
Jagd hat begonnen:
Erste Kormorane abgeschossen
Prien. Der umstrittene Abschuss von Kormoranen am Chiemsee hat offensichtlich begonnen. Bereits am Freitag seien Jäger erstmals zur Jagd aufgebrochen, bestätigte gestern ein Mitglied der Wasserschutzpolizei in Prien. Wie viele Tiere da-bei getötet worden seien, könne er jedoch nicht sagen. Bei den Jägern und Fischern war keine Bestätigung zu erhalten. Die Regierung von Oberbayern hatte die Genehmigung für den Ab-schuss von 145 Kormoranen auf Wunsch der Fischer erteilt.

Traunreuter Anzeiger 21. März 2002

Schon 23 Tiere getötet
Heftige Kritik an Kormoranjagd
München. Der Abschuss von Kormoranen am Chiemsee stößt beim Landesbund für Vogelschutz auf heftige Kritik. Nach Angaben der Regierung von Oberbayern ist die Jagd seit vergangenem Freitag bis zum 6. April „nur zur Jagdausübung befugten Personen“ genehmigt. Andreas von Lindeiner vom Landesbund für Vogelschutz be-klagte am gestrigen Mittwoch, innerhalb von nur drei Tagen seien 23 Tiere getötet worden. Die Genehmigung greife in das erklärte Schutzgebiet ein und „weiche geltende Schutzbestimmungen auf“. Die Regierung überlege sogar, auch an anderen Seen Kormorane abschießen zu lassen.
Der Kormoran könne nicht als schädlicher „Bewohner“ von Gewässern angesehen werden, dessen Töten notwendig sei, sag-te Lindeiner. Es sei nicht stich-haltig, die Menge von Fischen zu vergleichen, die Angler und Kormorane aus dem See fischten. Kormorane fingen hauptsächlich nicht vermarktbare Fische und verursachten somit keine Ertragseinbußen der Berufsfischerei.



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