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Michael

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Veröffentlicht am Mittwoch, den 19. Dezember, 2001 - 10:03:   

Die Geschichte vom Lametta

Weihnachten naht, das Fest der Feste.
Fest der Kinder - Fest der Gäste.
Da geht es vorher hektisch zu .....
von Früh bis Abend - keine Ruh ----
Ein Hetzen, Kaufen, Proben, Messen, ....
hat man auch niemanden vergessen....?

So ging's mir - keine Ahnung habend -
vor ein paar Jahren - Heiligabend,
der zudem noch ein Sonntag war.
Ich saß gerade bei der Kinderschar,
da sprach mein Weib: „Tu Dich nicht drücken,
Du hast heut noch den Baum zu schmücken!“

Da Einspruch meistens mir nichts nützt,
hab kurz darauf ich schon geschwitzt,
den Baum gestutzt - gebohrt - gesägt
und in den Ständer eingelegt .....
Dann kamen Kugeln, Kerzen, Sterne,
Krippenfiguren mit Laterne.
Zum Schluss --- Ja Himmeldonnerwetter....,
nirgends fand ich das Lametta.

Es wurde meiner Frau ganz heiß,
und stotternd sprach sie: „Ja, ich weiß –
Im letzten Jahr war’s arg verschlissen,
drum ham’ wir’s damals weggeschmissen,
und - in dem TrubeI dieser Tage,
bei meiner Arbeit, Müh’ und Plage,
vergaß ich, Neues zu besorgen.
Ich wird’ was von den Nachbarn borgen.“

Die Nachbarn - Iinks, rechts, drunter, drüber,
die hatten kein Lametta über.
Da schauten wir uns an verdrossen,
die Läden sind ja auch geschlossen .....

So sprach ich denn zu meinen Knaben:
„Hört zu! Wir werden heuer haben,
Einen Baum - altdeutscher Stil,
weil mir Lametta nicht gefiel ... .“
Da gab es Heulen, Schluchzen, Tränen,
und ich gab nach, den Schmerzfontänen.
Hört endlich auf mit dem Gezeta,
Ihr kriegt `nen Baum mit viel Lametta .....

Zwar konnt' ich da noch nicht begreifen,
woher ich nahm die Silberstreifen.
Doch gerade, als ich sucht' mein Messa .....
da las ich: HENGSTENBERG MILDESSA:
Es war die Sauerkrautkonserve .....
Ich kombinier mit Messers Schärfe,
Hier liegt die Lösung eingebettet,
das Weihnachtsfest, es ist gerettet.

Schnell wurd' der Deckel aufgedreht,
Das Kraut gepresst, so gut es geht,
zum Trocknen - einzeln aufgehängt,
und dann gefönt, doch nicht versengt.
Die trocknen Streifen, sehr geblichen,
mit Silberbronze angestrichen,
Auf beiden Seiten: SilberkIeid.
Oh’ freue dich, du Christenheit!!

Der Christbaum war einmalig schön,
wie selten hat man ihn gesehn.
Zwar roch's süßsauer zur Bescherung,
geruchlich gab's ne Überquerung.
Weil mit Benzin ich wusch die Hände,
mit Nitro reinigte die Wände,
dazu noch Räucherkerz' und Myrrthe,
der Duft die Menge leicht verwirrte,
und jedermann sprach still, verwundert,
„Hier riecht's nach technischem Jahrhundert.“

Die Woche drauf, ich saß gemütlich,
im Sessel, las die Zeitung friedlich,
den Bauch voll Feiertage - Rester -,
`s war wieder Sonntag - und SyIvester.

Da sprach mein Weib: „Du weißt Bescheid!
Es kommen heut’ zur Abendzeit,
Schulzes, Lehmanns und Herr Meier,
zu unserer Sylvesterfeier .....
Wir werden leben wie die Fürsten,
`s gibt Sauerkraut mit Wiener Würsten.“
Ein Schrei ertönt, entsetzt sie schaut,
„Am Christbaum hängt mein Sauerkraut.
Vergessen Neues zu besorgen,
Ich werd' was von den Nachbarn borgen."

Die Nachbarn - links, rechts, drunter, drüber,
die hatten - leider - keines über.
Da schauten wir uns an verdrossen,
die Läden sind ja auch geschlossen .....

Und so ward wieder ich der Retta,
nahm ab vom Baume das Lametta.
Mit Terpentinöl und Bedacht,
hab' ich das Silber abgemacht.
Das Kraut dann gründlich durchgewässert,
mit reichlich Essig noch verbessert,
dazu noch Nelken, Pfeffer, Salz,
und Curry, Ingwer, Gänseschmalz.

Dann, als das Ganze sich erhitzte,
das Kraut, das funkelte und blitzte,
da konnt’ ich nur nach oben flehn,
„Laß' diesen Kelch vorübergeh’n ......!“

Als später dann das Kraut serviert,
ist auch noch folgendes passiert:
Da eine Dame musste niesen,
sah man aus ihrem Näs’chen sprießen,
Tausend kleine Silbersterne .....
„Mach's, noch einmal, -- Ich seh' das gerne...“.
So rief man ringsum, hocherfreut,
die Dame wusste nicht Bescheid.

Franziska Lehmann sprach zu Franz:
„Dein Goldzahn hat heut’ Silberglanz.“
Und einer, der - der musste mal,
der rief: „Ich hab' `nen Silberstrahl......“
So gab's nach dieser Krautmethode
noch so manche nette Episode.

Beim Heimgang sprach ein Gast zu mir:
„Es hat mir gut gefallen hier,
doch wär die Wohnung noch viel netta,
hättest Du am Weihnachtsbaum Lametta .....!“

Ich konnte da gequält nur lächeln,
und mir noch frische Luft zufächeln.
Ich sprach und klopfte Ihm auf's Jäckchen:

„Im nächsten Jahr -

DA KAUF ICH HUNDERT PÄCKCHEN.....“

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