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Beko
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Benutzername: Beko

Nummer des Beitrags: 2471
Registriert: 04-2000

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Veröffentlicht am Dienstag, den 30. Juli, 2002 - 09:44:   

......hier geht es weiter:

Zahlt jeder zehn Euro in die Gemeinschaftskasse, so verdoppeln alle ihr Vermögen auf 20 Euro. Kooperation zahlt sich aus. Zumindest so lange, bis ein Schlaumeier herausfindet, dass er als "Schwarzfahrer" vom Kollektivgewinn profitiert, ohne selbst Geld in die Gemeinschaftskasse zu geben: Bei nur noch neun Gemeinschaftszahlern beträgt die Ausschüttung der Kollektivkasse nur noch 18 Euro pro Mitspieler. Einzig der Schwarzfahrer profitiert zweimal, denn er hat ja dazu sein eigenes Geld behalten und kommt so unter dem Strich auf 28 Euro - 10 mehr als seine sozialen Mitspieler.

Gibt es jedoch zu viele Schwarzfahrer pro Spielgruppe, kommt immer weniger Geld in die Gemeinschaftskasse. Das Sozialsystem bricht zusammen. Flächendeckender Egoismus bestraft sich selbst, die "Fitness" der Spiel-Gemeinschaft sinkt.

Schwarzfahrer USA

"Manche Mitspieler werden nach ein paar Spielrunden richtig wütend", erzählt Milinski. "'Einer von uns ist ein Sozialschwein', schimpfen die. Und dann gehen die Verdächtigungen los." Derlei Gefühlsausbrüche wertet Milinski als Hinweis, dass sein Spiel mehr als Spielerei ist. Sein Ziel ist es, Regelhaftigkeiten hervorzukitzeln, die allgemein gültig sind, egal ob im Großen Plöner See oder in der Weltpolitik: "Das Klimaabkommen von Kyoto ist auch eine Art Gemeinwohlspiel", sagt er. Als US-Präsident George W. Bush das Klimaübereinkommen aufkündigte, war die Weltöffentlichkeit entrüstet, denn damit deklarierte er die USA zum Schwarzfahrer.

Die Bandwürmer hätten das Gemeinwohlproblem längst gelöst, sagt Milinski: Alle beschränken ihr Wachstum, damit alle überleben. Nun gelte es, herauszufinden, wie die Schmarotzer das Problem lösen, an dem selbst die klügsten Menschen immer wieder scheitern.

Neue Ergebnisse des Akademikercasinos geben den beiden Spieltheoretikern einen Hinweis, wie sich die Solidarität zwischen den Mitspielern erhöhen lässt: Abwechselnd ließen sie die Studenten das Gemeinwohlspiel machen und dann wieder ein Spiel, in dem Schwarzfahrer abgestraft werden konnten.

Abwatschen des Sozialschweins

Auch bei der Bestrafungslust offenbart sich immer wieder ein zunächst irrational erscheinendes Verhalten: Um ein Sozialschwein abzuwatschen, sind viele Mitspieler bereit, eigene Verluste in Kauf zu nehmen. Mittelfristig lohnt sich die kostspielige Entrüstung: Angeprangerte Schwarzfahrer werden meist rasch geläutert, die Kooperation funktioniert wieder reibungslos.

Dass derlei Beobachtungen für alle Organismen gelten, davon sind Semmann und Milinski überzeugt. Sie sehen ihre Zockerrunden als Bausteine einer umfassenden soziobiologischen Theorie, die Börsen und Nestbau, Weltpolitik und Parasiten mit denselben einfachen Gesetzen der Evolution erklärt.

Nicht nur fischfeindlichen Skeptikern drängt sich dabei womöglich die Frage auf: Lässt sich das menschliche Zusammenleben wirklich auf das instinktive Verhalten von Stichlingen vereinfachen? "Was heißt hier vereinfachen", erwidert Milinski trocken. Er wirft Nummer 71 noch ein paar grüne Fäden für den Nestbau ins Wasser. "Ich glaube, Sie unterschätzen die Komplexität der Stichlinge!"

Quelle:1518,203081-2,00.html,http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,203081-2,00.html

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