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Beko
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Benutzername: Beko

Nummer des Beitrags: 2470
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Veröffentlicht am Dienstag, den 30. Juli, 2002 - 09:44:   

Forschung mit Spieltheorie

Um das Verhalten von Stichling und Student berechenbar zu machen, verwenden Milinski und Semmann die "Spieltheorie", die derzeit schwer in Mode ist. Dies Fachgebiet wurde 1928 von John von Neumann begründet, der auch die moderne Rechnerarchitektur mit entwickelte. 1994 gewannen drei Spieltheoretiker den Nobelpreis im Bereich Wirtschaftswissenschaften, darunter auch John Nash, dem gerade durch den Film "A Beautiful Mind" ein Denkmal gesetzt wurde.

Spieltheorie hat dabei wenig mit Spiel zu tun, sondern eher mit den ernsten Konsequenzen von Entscheidungen, die über die "Fitness" im Überlebenskampf bestimmen. Nur Entscheidungen, die optimal an die eisernen Regeln der Evolution angepasst sind, setzen sich durch.

"Sehen Sie, die Nummer 71", sagt Manfred Milinski, "ist das nicht ein prächtiges Männchen?" Vor ihm steht ein kleines Aquarium, in dem ein fingerdünnes Fischchen ein Nest baut. 250 weitere Glasbehälter säumen die Wände des ansonsten kahlen Kellerraums.

Milinski sind nicht die gesunden, wohl genährten Tiere am liebsten, sondern kränkelnde Problemstichlinge, von Parasiten befallene Wracks, die gerade so über die Runden kommen. Alle paar Monate fahren einige Studenten zu einem Brackwasser an der Ostsee in der Nähe von Neustadt, um mit Käschern von dort besonders kranke Stichlinge ins Institut zu entführen. "Bei diesem Weibchen hier", sagt er, "kann man auf Anhieb gar nicht sagen, ob das schwanger ist oder nur einen großen Bandwurm hat."

Bandwürmer, die im Leib des Stichlings schmarotzen, können fetter und schwerer werden als ihr Wirt. Wenn ein derart belasteter Fisch es trotz dieses blinden Passagiers schafft, zu überleben oder sich sogar fortzupflanzen, muss er über eine ganz besonders zielsichere Überlebensstrategie verfügen. Die Regeln des Lebens treten dort am klarsten zu Tage, wo der Tod am nächsten ist.

"Gemeinwohl"-Spiel der Evolution

Dabei fiel Milinski etwas Erstaunliches auf: Ist ein Stichling von mehreren Parasiten befallen, drosseln die Bandwürmer ihr Wachstum, um ihren Wirt nicht zu töten - denn dann müssten sie sich eine neue Bleibe suchen. "Die treffen untereinander wahrscheinlich irgendeine Form von Abkommen", sagt Milinski.

Doch wie die konkurrierenden Organismen ihr Stillhalteabkommen aushandeln, ist noch unklar. Klar ist bislang lediglich: Der gnadenlose Kampf, in dem sich "egoistische Gene" gegenseitig verdrängen, ist nur ein Faktor bei der Artenentstehung.

Anscheinend kennt die Evolution auch Rücksichtnahme und Altruismus. Der Überlebenskampf ist nicht immer ein Nullsummenspiel, in dem der Gewinn des einen der Verlust des anderen ist, sondern die Evolution kennt auch das "Gemeinwohl"-Spiel, bei dem alle Konkurrenten von Kompromissen profitieren.

Studenten sind besser als Stichlinge

Um diese allgemeinen Beobachtungen in mathematisch solide Spielregeln umzuformulieren, schätzt Milinski die Studenten als Versuchskaninchen: "Für die Theoriebildung sind Studenten viel besser als Stichlinge", sagt er, "weil die uns erzählen können, warum sie so handeln und nicht anders."

Während des Spiels sind die Studenten zwar stumm wie Fische, sitzen isoliert hinter schwarzen Filzwänden und kommunizieren völlig anonym einzig durch die Ja-Nein-Knöpfe vor ihnen. Doch nach dem Spiel wird meist fiebrig diskutiert wie auf einem Basar. Vor allem beim Gemeinwohlspiel. Das Prinzip funktioniert so: Zehn Mitspieler bekommen beispielsweise je zehn Euro. Jeder kann entscheiden, ob er sein Geld für sich behält, oder es in eine Gemeinschaftskasse einzahlt, wo es von einer Art Bank verdoppelt und an alle Mitspieler ausgezahlt wird.

Egoismus wird bestraft..............
Eat..Sleep...Go Fishing!

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