Dirk
Barsch Benutzername: Dirk
Nummer des Beitrags: 78 Registriert: 04-2002
Bewertung: Abstimmungen: 1 | Veröffentlicht am Dienstag, den 09. Dezember, 2003 - 08:12: | |
Ein gelungenes Vatertagsangeln ... Dienstag 30. Mai, 9 Uhr Ich checke in freudiger Erwartung des diesjährigen Vatertagsangelns meine Ausrüstung. Vier Rollen brauchen Schnur, die Haken sind alle, die Spinner sind auf Norddeutschlands Gewässer verteilt und die Bleidose bietet einer kleinen Spinne ein prächtiges Zuhause. Mittwoch 31. Mai, 17Uhr Wir fahren zum Angelladen und decken uns mit dem Nötigsten ein. In einer sehr engagierten Diskussion versuche ich dem Verkäufer klarzumachen, dass ich lediglich die vor mir auf dem Kassentisch befindlichen Teile, nicht den gesamten Laden käuflich erwerben möchte. Mittwoch 31. Mai, 17.38 Uhr Mit einer tiefen Verbeugung und der Verlautbarung, sich auf meinen nächsten Besuch zu freuen, entläßt mich der auffallend freundliche Verkäufer aus dem Angelladen. Meine 255 Mark für Schnur und Kleinteile behält er selbstverständlich. Donnerstag 1. Juni, 4.30 Uhr Mein Wecker macht mir unmissverständlich den Ernst der Lage klar. 4.30 Uhr und 20 Sekunden Ich sch... auf meinen Wecker! 4.45 Uhr Mein Vater übernimmt die Funktion meines Weckers. Ich sehe von Gewalttätigkeiten ab und stehe auf. 6 Uhr Wir fahren los, nachdem wir ausgiebig gefrühstückt haben. 9 Uhr Wir erreichen unsere Unterkunft in Haselünne. Das Hotel ist noch nicht geöffnet. 9 Uhr und 10 Sekunden Ein Aufschrei der nackten Wut, Enttäuschung und finsterem Zorn erschüttert den Ortskern von Haselünne. 9.04 Uhr Wir beschließen vernünftig zu sein und suchen nach der Angelscheinausgabe in Haselünne. 9.30 Uhr Wir finden die im Prospekt angegebene Adresse. "Mein Mann ist mit dem Hund draußen." Dieser Satz macht alle weiteren Anstrengungen vorerst zunichte. 9.31 Uhr Wir warten auf den Mann, während wir in einem lustigem Buch mit fremdländischen Schriftzeichen ein paar spaßige Bilder mit frisch zubereitetem Schäferhund finden. 9.45 Uhr Der Segen der Technik: Per Handy erreichen wir nun doch das Hotel, eine Landeerleubnis wird erteilt. 10 Uhr Wir erhalten unsere Zimmerschlüssel und die Angelscheine, sowie eine Karte von Haselünne. Es geht los. 10.12 Uhr Die Karte erweist sich als wenig hilfreich. Die Hase bleibt im Verborgenen. 10.14 Uhr Die Verzweiflung steht uns ins Gesicht geschrieben. Wir entschließen uns auf gut Glück in Feldwege einzubiegen. 10.30 Uhr Die Geräusche unter dem Bodenblech des Renault 19 TD lassen erahnen, welche Torturen und Peinigungen die Ölwanne zu erleiden hat. 10.40 Uhr Die Hase liegt vor uns. An einer malerischen Brücke inmitten der begradigten Flußlandschaft halten wir und klönen kurz mit einer Gruppe von Anglern aus dem Rheinischen, die bereits die gesamte Brücke auf allen vier Stellen in Beschlag genommen hat. Von einer gezielten Vergeltungsmaßnahme sehen wir ab. 11 Uhr Auf einem weiteren Feldweg begegnen wir einem Eingeborenen. Wir fragen tapfer nach einer Angelstelle und er weist uns den Weg. Er spricht sogar unsere Sprache ... 11.17 Uhr Wir erreichen die angebene Stelle. Die Südradde fließt hier in die Hase, das Ganze liegt total abseits und man kann sogar am Ufer sitzen. 11.30 Uhr Die Strömung der Hase lässt die Posen in der Beliebtheitsskala deutlich nach unten rutschen. Erste Bekundungen des Bedauerns über das zuhause verbliebene 175er-Krallenblei vom Brandungsangeln werden laut. 14 Uhr Nachdem ein kleines Rotauge jenseits aller Schonmaße unseren Köder nahm, wechseln wir die Stelle erneut. Vielleicht gibt es andere ... 19 Uhr Die Hase wehrt sich tapfer. Keine einzige Stelle entspricht unseren Anforderungen. Nachdem wir uns im Wald einmal festgefahren haben und keine weiteren Sitzplätze an der Hase gefunden haben, kehren wir zur ersten Stelle zurück. Immerhin kennen wir jetzt alle Feldwege am rechten Haseufer. Freitag 2. Juni, 2.30 Uhr Wir packen ein. Die Quote des Tages: Ein fast maßiger Brassen und das Rotauge aus der MIttagszeit. 2.45 Uhr Mit leisem Schluchzen schlafen wir ein. 5.30 Uhr Der Wecker klingelt. Ich bin müde. 6 bis 8 Uhr Na gut, es nützt ja nichts. Aufstehen, frühstücken, losfahren. 8.15 Uhr Es deutet sich eine Wiederholung des Vortages an. Wir suchen eine neue Stelle, treffen an der Brücke vom Vortag die offensichtlich hier lebenden Rheinländer an. 9 Uhr Wir finden eine weitere Brücke, an der wir uns niederlassen. 9.14 Uhr Eine Gruppe offenbar geistig verwirrter Kanufahrer beschließt, die Boote an dieser Stelle zu Wasser zu lassen. So ist es nur eine Frage der Zeit, bis die kontradirektionalen Interessen aneinandergeraten. 9.17 Uhr Die Kanufahrer arbeiten mit allen Tricks. Hinter mir postiert sich ein Grüppchen offenbar ausgeliehener Kinder, die zu Begleitschutzzwecken mißbraucht werden. Botschaften wie "Doofe Angler", "Arme Fische" und weiterhin lauthals gebrüllte "Erwin! Hast Du die Rollen da?" lassen uns kurzzeitig an aus Versehen etwas danebengezielte Würfe denken, die sich rein zufällig in Augen oder Körperteile der Kanufahrer und ihrer Kinder bohren. Außerdem läßt die Strömung in einer schlau ausgeklügelten Kombination mit sehr flachem Gewässergrund keinerlei Angelei zu. Wir fahren weiter. 11 Uhr Ich beschließe ins Wasser zu sch... wenn das so weitergeht. 11.30 Uhr Es geht so weiter, die Hase wird sich wundern. 12 Uhr Wir wollen uns in unserer Verzweiflung doch an den von der Hase getrennten Altarm setzen, den wir gestern noch mit Verachtung gestraft haben. 12.38 Uhr Der Altarm ist mit normalen Verkehrsmitteln nicht zu erreichen. Statt dessen finden wir einen neuen Feldweg. Die Ölwanne knirscht verdächtig. 12.45 Uhr Die Mühen haben sich gelohnt! Eine schöne S-Kurve in der Hase, wenig Strömung, Büsche, Bäume und totale Ruhe lassen in uns den Jagdinstinkt wieder aufleben. 12.45 und 10 Sekunden Die Stelle ist bereits belegt, zwei Jungangler haben sich hier niedergelassen. Es ist nur unserem Sinn für Menschlichkeit und Moral zu verdanken, dass diese zwei noch leben. Wir erachten die Stelle aber als groß genug für vier Angler. 13 Uhr Die beiden Jungangler gehen, da ihre nunmehr stark eingeschränkte Angelstelle nicht mehr die nötige Ruhe bietet. Mein 30g-EffZett leistet in Verbindung mit einigen ABSOLUT ungewollten Fehlwürfen auch hier wieder treue Dienste ... 13.02 Uhr Die Ruhe hat uns wieder. In den strömungsfreien Bereichen der Kurve dümpelt eine 4-Gramm Pose, in der Flussmitte lauert die Grundrute auf Beute. 13.30 Uhr Die Pose taucht ab, Anhiebg und HURRA! Ein Rotauge ... 13.32 Uhr Ich möchte sterben. 17 Uhr Trotz aller Misserfolge (auch der Kälberstrick ist gerissen, als ich vom Baum sprang ) freuen wir uns auf einen ruhigen Angelabend. 17.10 Uhr Eine Gruppe Kanufahrer schlägt 20 Meter neben uns ihr Nachtlager auf. 17.11 Uhr Man fragt uns, ob uns das Lager stört. Unter dem Hinweis auf die schlechten Wetteraussichten, die Ruhe an diesem Angelplatz sowie einer Geschichte über wild um sich prügelnde Camperhasser in der Gegend gestatten wir den Jungs ihr Lager. 17.12 Uhr Die durch die inzwischen eingetretene Windstille absolut ruhige Wasseroberfläche wird durch starken Wellengang erneut durchgewälzt. 17.12 Uhr und 30 Sekunden Nach einer dezenten Frage wegen eines verlorenen Blinkers mit zwei rostigen Drillingen stellen die Camper ihre Abendtoilette ein. 18 Uhr Die Grundrute lauert in der Mitte des Flusses auf Beute. 19 Uhr Die Grundrute lauert in der Mitte des Flusses auf Beute. 20 Uhr Die Grundrute ... ach, Ihr wisst ja Bescheid. 24 Uhr Endlich! Die Angelkarte ist abgelaufen. Wir können nach Hause. Resumé: Die Hase ist zwar sehr hübsch an einigen Stellen, aber Angeln ist nur sehr eingeschränkt möglich. Entweder ist das Ufer zu hoch und zu steil oder die Strömung ist zu stark, meistens hat man beides. Wer sein Glück versuchen möchte, sollte außer einem Jeep für die Anfahrt auch sehr viel Geduld und sehr wenig Erwartung besitzen. Die Hase ist ein Fluß für Profis (die fangen da vielleicht mehr) oder für Anfänger (die freuen sich auch über Rotaugen). Normale Angler haben dort aber nichts zu suchen ...
Geh angeln.........alles andere ist Nebensache.
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